Aufnahmen

Peter Senner

Sieben russische Offiziere werden gegen Ende des 2. Weltkriegs von den Deutschen gefangen genommen, nackt im Keller eines Klosters eingesperrt und dort vergessen. Nach 11 Tagen beginnen sie zu losen. Wen es trifft, der soll den anderen als Nahrung dienen, um sowohl deren Überleben zu sichern, als auch die Kampfkraft im Falle einer Befreiung aufrecht zu erhalten. Nach 60 Tagen werden die beiden letzten Überlebenden von den eigenen Leuten befreit. Einer ist verrückt geworden, der andere ist „normal“ geblieben. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung, in der der Normale seine Schuld verteidigt. Er ist dabei sein einziger Zeuge, sein eigener Verteidiger, sein eigener Ankläger und letztendlich auch sein eigener Richter. In einem fulminanten Plädoyer, gespickt mit logischen Fallgruben und Paradoxien, entmündigt er letzten Ende das Gericht über ihn zu urteilen.

„Wirklich urteilen kann nur die Partei, als Partei aber kann sie nicht urteilen. Demnach gibt es in der Welt keine Urteilsmöglichkeit, sondern nur deren Schimmer.“
Franz Kafka, Die acht Oktavhefte.

Ein Schauspieler, ein Stuhl, ein männlicher Oberschenkelknochen, ca. 3 1/2 Stunden Text. Alles.

Auf der Bühne ist ein Käfig. Ein Hühnerstall, den vorne ein Maschendraht abschließt. Im Hintergrund hocken auf Stangen weiße Hebriden. Auf der rechten Seite ist längs ein Bett. Im Mittelfeld ein Tisch, hinter dem Josef steht. Auf dem Tisch tickt blechern ein billiger, großer Wecker. Kaffeebüchsen, eine elektrische Kaffeemühle, eine Kanne und eine große Tasse. Ein Kocher mit einem Topf voll Wasser. Eine mit einem deutlichen Giftetikett versehene Büchse. Im Vordergrund sitzt eine Stufe tiefer und im Schatten Ella und schaut in einen Fernseher mit Tagesprogramm. Außerhalb des Käfigs ist kein Licht.

Josef ist der Sohn. Er trägt eine selbstgemachte Perücke aus Hühnerfedern und trägt eine Kleiderschürze. Er läßt keine Zweifel, daß er die Mutter ist. Er hantiert andauernd mit dem Kaffeezubehör. Den fertigen Kaffee bietet er sich, Ella und dem Publikum an. Zum Schluß tränkt er einen Würfelzucker mit Zyankali und rührt und rührt, trinkt, fällt polternd um. Das scheucht Ella auf, die beim Anblick des Toten zusammensinkt, schreit und sich schreiend die Kleiderschürze zerreißt und nackt in dem Käfig herumrennt, bis das Licht ausgeht. Ella ist die Mutter.

Eine verliebte Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau. Meine eigene Interpretation des berühmten „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ von François Villon in der Nachdichtung von Paul Zäch.

Es ist nicht Kinski.

Das kennt ja wohl jeder.

Zu mir: Peter Senner, geb. 1960

Schauspielausbildung  Hochschule für Musik und darstellende Kunst, Hamburg.
Lehrer: Heinz Schubert, Klaus Steiger, Günter Amberger.

Engagements: Thalia Theater Hamburg, Klecks Hamburg, Staatstheater Darmstadt, Bühnen der Hansestadt Lübeck, Schauspielhaus Düsseldorf, Ruhrfestspiele Recklinghausen, freie Produktionen.
Regisseur*innen: Hannelore Hoger, Elke Lang, Günter Zschäckel, Winni Viktor, Frank Hofmann, Holger Berg, Hansgünther Heyme, Gerhard Willert.

Dazwischen: Taxifahrer in München,  Zertifizierter TYPO3 Integrator, Ersteller von Webseiten.

Eine Tuberkulose, die ich mir vermutlich bei der Arbeit mit lebenden Hühnern in der Ella von Achternbusch zugezogen habe, zwang mich zum Rückzug und zum Nachdenken. Seitdem konnte oder wollte ich nie wieder richtig Fuß fassen.

Was mir jedoch am Herzen liegt ist dieses fantastische Stück „Judgement“ von Barry Collins, das in der gegenwärtigen Zeit förmlich danach schreit aufgeführt zu werden, Doch das sieht natürlich jede/r anders.

Ich spiele es, weil ich es kann.

Peter Senner
(ein unbekannter Schauspieler)

Die Rechte für die deutsche Übersetzung von Judgement, „Das Urteil“, liegen beim Verlag Hartmann & Stauffacher, Köln

Die Rechte für „Ella“ von Herbert Achternbusch liegen beim Suhrkamp Verlag, Berlin.

Der Auftritt hegt zunächst keine kommerziellen Intentionen. Er wirbt für die Qualität der Texte sowie die Fähigkeiten des Schauspielers. Bei Judgement und Ella geht es nicht um reine Hörspiele sondern um spielbare Stücke.  Sofern sich daraus Interesse entwickelt und es zu verkauften Aufführungen kommt, kann das nur im Interesse der Rechteinhaber sein. Fühlt sich ein Rechteinhaber in seinen Rechten verletzt, werden nach entsprechendem Hinweis die beanstandeten Inhalte unverzüglich vom Netz genommen.

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